Asbestsanierung: Dem Teufel in der Wand den Garaus machen

In den 20ern als Wunderfaser gefeiert und heute als krankheitserregend erkannt, sitzt Asbest noch in so mancher Wand. Erfahren Sie im Blogbeitrag alles, was Sie über Asbest wissen sollten: Was es genau ist, warum es so gefährlich ist und was Sie bei der Entfernung beachten sollten. 

14.11.20226min6min

Handwerker mit Werkzeug bei der Asbestsanierung

Asbest - was war das nochmal? Ein sagenumwobener Baustoff mit extrem praktischen Eigenschaften und wahnsinnig gefährlichen Begleiterscheinungen. Stimmt. Sein Ruf hat sich zwischen den 70er Jahren und heute von der Wunderfaser zum baulichen Schadstoff Nummer Eins verschlechtert und das zu Recht.

Die Verwendung von Asbest als Baustoff hatte Mitte 20. Jahrhundert Hochkonjunktur und wir spüren die Folgen dieses langjährigen Irrtums noch heute. Denn neben seinen vorteilhaften baulichen Eigenschaften, weist Asbest auch einige Attribute auf, die gesundheitlich mehr als bedenklich sind. Die mineralischen Fasern des Materials sind so fein, dass sie beim Verarbeiten oder Beschädigen des Stoffs in die Atemwege der Beteiligten eindringen und dort von Lungenentzündungen bis Krebs praktisch alles anrichten können.

Viele Gebäude aus der Hoch-Zeit des Asbests stehen bis zum heutigen Tage. Wenn Sie also im Besitz einer Immobilie sind, die zwischen 1930 und 1980 gebaut worden ist, besteht die Gefahr, dass auch in Ihrem Zuhause heimtückische Fasern herumlungern. In diesem Artikel klären wir Sie deshalb darüber auf, wie Sie Asbest erkennen und was zu tun ist, wenn das Teufelszeugs tatsächlich in Ihren Wänden und Dächern steckt.

Was ist Asbest?

Der Name Asbest kommt vom griechischen Begriff "asbestos", was nichts weniger als unvergänglich bedeutet. Der Begriff wird für eine Gruppe von natürlichen Mineralfasern verwendet, die zu extrem widerstandsfähigen Baumaterialien verarbeitet werden können. Diese zeichnen sich durch enorme Zugfestigkeit und generelle Robustheit aus. Zusätzlich sind sie Säuren und Basen gegenüber extrem stabil und halten Temperaturen von bis zu 1000°C stand. Um noch einen draufzusetzen, kommt hinzu, dass die Herstellung des Materials sehr günstig ist. Der perfekte Baustoff also. Und das haben sich die Ingenieure des frühen 20. Jahrhunderts natürlich auch gedacht. Wäre da nicht der fragile Körper des Menschen.

Asbestose, die chronische Lungenentzündung, die durch das Einatmen der Wunderfaser entsteht, wurde bereits im Jahr 1900 entdeckt und schon 1970 wurde belegt, dass langfristige Exponierung zu Lungenkrebs führen kann. So ist es eigentlich nur verwunderlich, dass es bis 1990 gedauert hat, bis die Verwendung von Asbest als Baustoff in der EU und in der Schweiz verboten wurde.

Warum ist Asbest gefährlich?

In seiner Rohform ist Asbest eigentlich ungefährlich. Die tatsächliche Gefahr entsteht während der Verarbeitung, dem Einbau oder bei Renovationsarbeiten. Beim Zerbrechen und Zerschneiden der Asbestplatten oder -rohre werden mikroskopisch kleine Faserpartikel freigesetzt. Obwohl das Einatmen von Schwebeteilchen auf dem Bau an der Tagesordnung ist, sind die Arbeiter:innen mit Asbest einem viel höheren Risiko durch Langzeitschäden ausgesetzt.

Einmal eingeatmet, setzen sich die Fasern in den Atemwegen fest. Ihre winzige Oberfläche verhindert ein Ausscheiden durch Husten und gleichzeitig sind sie zu gross, um vom Körper abgebaut zu werden. Der menschliche Körper wehrt sich dann gegen die festsitzenden Fremdkörper, was sich als Entzündung bemerkbar macht. Da die Fasern aber trotzdem nicht zersetzt werden können, bleibt die Entzündung chronisch und wird so zur obengenannten Asbestose. Wenn Fremdkörper in hohem Ausmass und über längere Zeit in der Lunge ihr Dasein fristen, können Zellwucherungen oder Tumore ausgelöst werden. Kurzum: Wir können von Asbest Krebs bekommen. Zum Glück ist das Verbauen von Asbest seit 1990 verboten. Das bedeutet, unsere einzigen Berührungspunkte mit der Wunderfaser entstehen beim Umbau oder Abbruch von alten Gebäuden.

Asbest erkennen

Wann besteht Grund zu Asbestverdacht?

Da die robuste Faser seit über 30 Jahren verboten ist, kann sie nur noch gefunden und nicht hergestellt werden. Das heisst, in Ihrem Zuhause besteht nur Asbestgefahr, wenn Ihr Haus zwischen 1930 und 1980 gebaut wurde.

Wo kommt Asbest typischerweise vor?

  • Dachplatten und Dämmungen,

  • Abwasser- und Lüftungsrohre

  • Fassadenverkleidungen

  • Elektrogeräte wie Herde und Backöfen

  • Fussbodenbeläge

  • Isolationsmaterialien

Das virtuelle Asbesthaus der SUVA zeigt, wo in einem Haus typischerweise Asbest vorgefunden werden kann.

Wie sieht Asbest aus?

Grundsätzlich ist es schwierig, Asbest mit blossem Auge zu erkennen. Das Baumaterial hat eine Optik, die anderen Stoffen, wie Zement oder Gips oberflächlich sehr ähnelt. Der entscheidende Unterschied ist, dass Asbest eine faserige Struktur aufweist. Die ist aber eigentlich erst sichtbar, wenn es zu spät ist. Zusätzlich hat Asbest im unbehandelten Zustand eine charakteristische grün-gräuliche Farbe. Das heisst, wenn offene Stellen in ihrer Baustruktur vorhanden sind, welche ausgefranst oder faserig wirken und farblich passen, ist deshalb Vorsicht geboten und professionelle Hilfe angesagt!

Asbestsanierung Ablauf

Bevor Sie alle Hebel in Bewegung setzen und mit Schutzbrille, Gasmaske und Vorschlaghammer Ihren Verdachtsstellen zu Leibe rücken, wenden Sie sich vorsichtshalber an einen Spezialisten oder eine Spezialistin. Diese wissen mit Sicherheit, ob eingegriffen werden muss und was zu tun ist. Falls sich der Verdacht bestätigt, läuft eine Asbestsanierung folgendermassen ab:

Schritt 1: Asbest Analyse

Experten und Expertinnen stellen mit einer Schadstoffanalyse fest, ob Asbest oder andere Schadstoffe wie PCP, PAK, KMF oder Schwermetalle in Ihrer Bausubstanz vorhanden sind. Hierbei werden Ihrer Immobilie Materialproben entnommen, untersucht und die Resultate in einem Bericht zusammengefasst. Budgetieren Sie für Analyse und Bericht 2'000-3'000 CHF.

Schritt 2: Sanierungskonzept

Sollte die Schadstoffanalyse positiv ausgefallen sein, arbeiten die Spezialisten und Spezialistinnen ein detailliertes Sanierungskonzept aus. Dieses wird Ihnen auf den Leib geschneidert, so dass nicht Ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird.

Schritt 3: Abschottung der Gebäudeteile

Bevor mit der Entfernung der Asbestbestandteile begonnen werden kann, müssen die betroffenen Hausteile abgeschottet werden. Damit keine der gefährlichen Schwebeteilchen in die Aussenwelt geraten, müssen Innenräume teilweise hermetisch abgeriegelt werden und es wird unter Unterdruckbedingungen gearbeitet. Diese notwendigen Sicherheitsmassnahmen können, abhängig von der Fläche relativ schnell mehrere 1'000 CHF kosten.

Schritt 4: Asbest Rückbau

Sobald alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind, kann mit dem Rückbau der schädlichen Materialien begonnen werden.

Schritt 5: Asbest entsorgen

In der Regel sorgen die Spezialisten für die fachgerechte Entsorgung der Schadstoffe. Sie können die Sanierung auch selbst durchführen (mehr dazu im nächsten Abschnitt). Dann ist es extrem wichtig, dass die sanierten Strukturen fachgerecht gereinigt werden und Sie die rückgebauten Materialien so entsorgen, dass keine Schadstoffe freigesetzt werden. Das Recycling von asbesthaltigen Stoffen ist verboten.

Auskünfte zur Entsorgung und zu Deponiestandorten finden Sie bei den kantonalen Anlaufstellen für Asbestfragen.)

Kann ich eine Asbestsanierung auch selbst durchführen?

Grundsätzlich ist es Ihnen erlaubt, eine Asbestsanierung selbst durchzuführen. Wir raten jedoch dringend davon ab, falls Sie nicht selber ein:e Spezialist:in auf dem Gebiet sind. Falls Sie aber tatsächlich eine:r dieser Siebensieche sind, tun Sie es, aber auf höchster Vorstichtsstufe!

Detaillierte Informationen zur Asbestsanierung in Eigenleistung finden Sie in diesem Factsheet der SUVA.

Asbestsanierung Kosten

Die Kosten für Asbestsanierungen können sehr variabel ausfallen. Sie hängen hauptsächlich von der Grösse der betroffenen Flächen ab sowie davon, ob die Schadstoffe im Innen- oder Aussenbereich des Gebäudes vorliegen. Aber generell sind folgende Kostenrahmen realistisch:

  • Analyse und Bericht: 2'000-3'000 CHF

  • Sanierung: ca. 40-50 CHF/m2

  • Anfahrtspauschale: Ca. 60-100 CHF

  • Entsorgung der Schadstoffe: ca. 200 CHF pro Tonne Material

  • Bei Arbeiten an Dach oder Fassade, kann ein Baugerüst notwendig sein. In der Regel kostet das ca. 8 CHF/m2

Eine Asbestsanierung kleinerer Fassadenflächen von 30m2 kann sich somit schnell auf 5'000-8'000 CHF belaufen.

Das 20. Jahrhundert war geprägt von Fortschritt und klugen Köpfen. Nun haben sich aber einige dieser cleveren Leute als Holzköpfe und einige Fortschritte als Rückschritte herausgestellt. Die Entdeckung von Asbest als Wunderfaser war einer dieser Irrtümer, deren Reparation jetzt unsere und die Verantwortung von zukünftigen Generationen ist.