Energetisch sanieren geht über studieren

In Zeiten steigender Energiepreise und wachsendem Umweltbewusstsein gewinnt die energetische Sanierung von Gebäuden immer mehr an Bedeutung. Erfahren Sie im folgenden Beitrag, warum eine energetische Sanierung lohnenswert für Sie ist, welche Kosten auf Sie zukommen und wie Sie Schritt für Schritt vorgehen können. 

28.10.20228min8min

Ein glückliches Paar einigt sich mit seinen Bauunternehmern auf der Baustelle über die energetische Sanierung.

Das gute, alte Sanieren. Entlehnt aus dem Lateinischen, bedeutet es eigentlich heilen oder gesundmachen. Scheinbar möchte im Moment jede:r Dinge heilen; es werden Bussse umgebaut, Strassen erneuert und nicht zuletzt Gebäude energetisch saniert. Wieso aber sollen diese Dinge geheilt werden? Ist denn plötzlich alles krank? Natürlich nicht. Höchstens ein wenig in die Jahre gekommen! Wir Menschen bauen komplexe Systeme und verbessern diese laufend. Damit diese Systeme reibungslos funktionieren, müssen aber alle ihre Bestandteile aufeinander abgestimmt sein und im Gleichschritt optimiert werden. Veraltete Bestandteile eines Ganzen werden erneuert. Im Grunde ist das eine Sanierung.

Hier wollen wir aber über die "energetische Sanierung" sprechen. In den letzten Monaten sind die Energiepreise in den Himmel raketiert und sie scheinen so bald nicht wieder runterzukommen. Milde ausgedrückt, könnte Sie das als Eigenheimbesitzer:in in mittelprächtige Unkosten stürzen. Insofern dürften Sie an einer Kostenmilderung interessiert sein. Denn Energie sparen, heisst Geld sparen. Eine gute Wärmedämmung, neue Fenster und ein Heizungssystem mit erneuerbaren Energien können Ihnen und der Umwelt viel Kohle sparen. Geld ist ein wichtiger, aber bei Weitem nicht der einzige positive Aspekt einer energetischen Sanierung - Sie schonen gleichzeitig die Umwelt durch tiefere Treibhausgasemissionen und produzieren weniger Wärme! Wie lohnend eine energetische Sanierung für Sie ist und wo Sie dabei am Besten anfangen, erfahren Sie hier.

Was ist eine energetische Sanierung?

Das grosse Ziel einer energetischen Sanierung ist die Effizienzsteigerung eines Systems. In unserem Fall, die Effizienz des Energiesystems Ihres Hauses. Wer unseren Artikel zum Ersetzen der Ölheizung schon gelesen hat, der/die kennt unser Metapherchen vom Unternehmen schon. Für alle Anderen: Im Grunde wollen wir, dass unsere Firma (Gebäude) mit möglichst kleinem Arbeitsaufwand des Teams (Heizleistung) durch gute Geschäftsführung (Wärmedämmung) einen hohen Umsatz (Energiebilanz) generiert. Wie wir alle wissen, ist der Output eines Unternehmens dann hoch, wenn alle Teile optimal zusammenarbeiten.

Wir können also den Verbrauch in unserem Energiesystem reduzieren, indem wir die verschiedenen Bestandteile unseres Systems perfekt aufeinander abstimmen. Aber welche Elemente arbeiten in einem komplexen Energiesystem eigentlich zusammen?

  • Fassade/ Aussenwände: Über die Fassade oder die Aussenwände einer Wohneinheit wandert Wärme seitlich nach aussen ab. Durch eine starke Innen- und Aussendämmung kann dieser Verlust reduziert werden.

  • Dach: Der Mensch verliert überproportional viel Wärme über den Kopf. Bei Gebäuden ist das ähnlich, da warme Luft aufsteigt und falls möglich am höchsten Punkt austritt. Eine gute Dämmung der obersten Geschossdecke hilft dagegen.

  • Boden & Keller: Die sogenannte Perimeterdämmung im Keller und die Kellerdeckendämmung sollen das Eindringen von kalter Luft verhindern.

  • Heizung: Ein effizientes Heizsystem soll mit kleinstmöglichem Energieaufwand so viel Wärme erzeugen, dass ein optimal isoliertes Gebäude die angestrebte Innentemperatur halten kann.

  • Lüftungsanlagen: Eine Lüftung ist für die Wärmeverteilung und Umwälzung der Frischluft innerhalb einer Gebäudeeinheit zuständig und somit ein wichtiger Faktor der Energieeffizienzsteigerung.

  • Fenster: Verglaste Fassadenteile sind sehr anfällig auf unbeabsichtigten Wärmeaustausch mit der Aussenluft. Deshalb sind neue, gut isolierte Fenster ein zentraler Faktor bei einer Sanierung.

Lohnt sich eine energetische Sanierung für Sie?

Aber natürlich! Es sei denn, Sie haben erst gerade gestern Ihren Neubau mit Energieeffizienzklasse A+ fertiggestellt. Global steigt der Energieverbrauch stetig und gleichzeitig erhöhen sich die Kosten. Eine Erhöhung der Effizienz ist langfristig gesehen der einzige Rettungsring für Ihren Energiehaushalt und Ihre Haushaltskasse. Allerdings ist das Ausmass der Sanierung abhängig vom Zustand der Immobilie, ihrem Budget und persönlichem Ermessen. In welchem energetischen Zustand sich Ihr trautes Heim befindet, lässt sich relativ einfach und günstig über den Gebäude-Energieausweis der Kantone (GEAK) feststellen. Darüber hinaus erfahren Sie mit dem GEAK Plus, welche Sanierungsmassnahmen sich in Ihrem speziellen Fall am Meisten auszahlen.

GEAK Experte Stéphane Fresse von XpertHome erklärt dazu folgendes:
"Wenn die Absicht da ist, die eigene Liegenschaft zu verbessern, sollte man eine Zustandsanalyse und ein GEAK Plus erstellen lassen. Nur so erhält man alle Grundlagen um ein optimales Vorgehen zu definieren. Wenn diese Bestandesaufnahmen mal auf dem Tisch sind, können weitere Fragen wie Finanzierung oder Etappierung angegangen und beantwortet werden."

Das Resultat des GEAK hängt natürlich vom individuellen Zustand ihres Hauses ab. Generell ist es aber so, dass sich eine Sanierung für Sie vor allem dann lohnt, wenn sich Ihre Energiewerte als nicht gerade rosig herausstellen. Darüber hinaus ist effizienztechnisch auch bei neueren Immobilien meist noch einiges zu holen. Also nichts wie 'ran an den GEAK.

Kosten und Einsparungspotenzial einer energetischen Sanierung

Die energetische Sanierung ist ein Langzeitinvestment. Und wie's halt so ist mit Investitionen, erst kommt das Bezahlen, dann das Ernten der Früchte. Generell schaffen Sanierungen immer einen Mehrwert für die Eigentümer:innen einer Immobilie. Bei energetischen Sanierungen ist der Zusatznutzen jedoch um einiges grösser, da sie Ersparnisse über sehr grosse Zeiträume in der Zukunft versprechen. Das bedeutet: je grösser die finanziellen Einsparungen pro Zeitabschnitt und je länger die Lebensdauer, desto grösser darf das initiale Investment ausfallen. Im Endeffekt heisst das für Sie - teurer Spass, aber Spass, der sich auszahlt.

Wie hoch die Anschaffungskosten aber tatsächlich sind, hängt von vier Faktoren ab:

  • Zustand des Objekts

  • Grösse des Objekts

  • Budget der Eigentümer:innen

  • Persönliche Vorstellungen und Wünsche der Eigentümer:innen

Im Einzelnen betrachtet gibt es ungefähre Erfahrungswerte, was Anschaffungskosten und Einsparpotenzial der energetischen Elemente anbelangt. Für die wichtigsten Sanierungsarbeiten kann laut unserem Experten Stephan Fresse mit folgenden Durchschnittswerten gerechnet werden:

Zusammenfassende Tabelle über Kosteneinsparungen bei Energetischer Sanierung

Aber wie schon erwähnt, ist das Zusammenspiel der verschiedenen Elemente, die im Energiehaushalt involviert sind, von massgeblicher Wichtigkeit. So kann es durchaus sein, dass ein Heizungsersatz erst in Frage kommt, wenn die Wärmedämmung im Dachgeschoss erneuert wurde. Aber nur das Dach zu isolieren, wenn der Gebäudemantel nicht gut gedämmt ist, ergibt auch keinen Sinn. Das wäre, als würden Sie nur in Unterwäsche, aber dafür mit einer dicken Mütze auf dem Kopf Skifahren gehen.

Subventionen für energetische Sanierung

Energetische Sanierungen werden in der Schweiz durch verschiedene Förderprogramme subventioniert, welche jeweils auf kantonaler Ebene geregelt sind. Das wohl wichtigste Förderungsprogramm ist «das Gebäudeprogramm». Dieses Projekt wurde im Rahmen der Energiewende ins Leben gerufen, um den Energieverbrauch und die CO₂-Emissionen der Schweizer Gebäudeparks zu reduzieren. Auf der Webseite des Gebäudeprogramms finden Sie einen detaillierten Überblick über Sanierungsförderungen der jeweiligen Kantone.Als Faustregel gilt jedoch, dass die Sanierung von Dach und Fassade in allen Kantonen mit einem bestimmten Förderbeitrag unterstützt wird. Für den Ersatz von Fenstern oder Kellerdecken wurden die Fördermassnahmen jedoch kürzlich eingeschränkt. Zusammenfassend sagen wir Ihnen: Fördergelder beantragen hat noch niemandem geschadet.

Steuern Sparen: Gewusst wie!

  • Wärmetechnische Massnahmen (auch der Ersatz von Fenstern & die Dämmung von Kellerdecken) können in der Regel zu 100% von den Steuern abgezogen werden.

  • Ein Fensterersatz im Wert von bis zu 80’000 CHF können Sie demnach bei der Steuererklärung voll geltend machen.

Sanierungsfahrplan

Schritt 1: Beratungsgespräch mit GEAK-Experten

Besprechen Sie Ihre energetischen Bedürfnisse mit einem Experten oder einer Expertin von GEAK. Dabei spielen folgende Punkte eine Rolle:

  • Persönliche Bedürfnisse

  • Verfügbares Budget

  • Pläne für zukünftige Umbauten

Schritt 2: Analyse durch Expertinnen und Experten

Lassen Sie nach der Beratung unbedingt eine Analyse von einem Energieexperten oder einer Energieexpertin durchführen, um das Potenzial Ihrer energetischen Sanierung zu bestimmen. Im Zuge dieser Evaluation wird festgestellt, über welche Gebäudeteile der grösste Energieverlust entsteht und wo der Sanierungsbedarf am Grössten ist. Eine Kosten / Nutzenanalyse zeigt Ihnen zudem, wie sinnvoll Sanierungsmassnahmen überhaupt sind. So kann es beispielsweise sein, dass es sich bei einem kleineren Gebäude mit viel Umschwung eher lohnt, das Gebäude zu ersetzen, als zu sanieren.

Schritt 3: Entwicklung eines Sanierungsplans

Auf Grundlage der Analyse können Sie sich als Eigentümer:in den finanziellen Fragen der Sanierung widmen. Überlegen Sie sich dabei, in welchen Etappen der Umbau stattfinden soll. Phasenweise Sanierungen sind üblich. So können Sie sich zum Beispiel die Erstinvestitionen von Dach- oder Fassadensanierung über mehrere Jahre aufteilen, um sich finanziell zu entlasten. Aufgepasst! Beachten Sie die Vorgaben der Förderungsstellen.

Schritt 4: Baubewilligung und Beantragung der Subventionen

Für die meisten Sanierungen im energetischen Bereich benötigen Sie keine Baubewilligung. Aber sobald die Renovation ein gewisses Mass an baulichen Veränderungen mit sich bringt oder eine Nutzungsänderung des Objekts verlangt, kann eine behördliche Genehmigung von Nöten sein. Folgende Massnahmen können davon betroffen sein:

  • Solaranlage

  • Umnutzung von Gewerberaum zu Wohnraum

  • Veränderung der Gebäudehülle

  • Gebäude unter Denkmalschutz

Obacht! Subventionen müssen unbedingt vor der Sanierung beantragt werden. Nachträglich werden diese nicht mehr genehmigt. Auf der Webseite des Gebäudeprogramms finden sie alle Informationen dazu.

Schritt 5: Umsetzung

Sobald Sie die Bestätigung für die Fördergelder erhalten haben, können Sie mit der Sanierung beginnen.

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