Ist die Erdsondenheizung das Richtige für mein Eigenheim?

Sie fragen sich, wie Sie beim Heizen Energie und Geld sparen können? Wir geben Ihnen die Antwort: mit dem Tesla unter den Heizsystemen, der Erdsondenheizung. Ob Grundvorraussetzungen, Kosten oder Vorgehensweise bei der Installation: Im folgenden Expertenbeitrag erfahren Sie alles, was Sie bei der Entscheidung für oder gegen eine Erdsonde wissen müssen.

26.09.20235 min5'

Heizungsinstalleur erklärt Wohneigentümerin die neue Erdsondenheizung

Die Marssonde war gestern, jetzt dreht sich alles um die Erdsonde - genauer um die Erdsondenheizung. Es gibt viele Gründe dafür, dass Erdsondenheizungen zu den angesagtesten Heizsystemen unserer Zeit gehören: Steigendes Umweltbewusstsein, Klima- und Energiekrise und nicht zuletzt die Möglichkeit, das eigene Haushaltsbudget aufzubessern. Die Erdsondenheizung, auch Sole-Wasser-Wärmepumpe genannt, gehört nämlich zu den umweltfreundlichsten und energiesparendsten Heizungstypen auf dem Markt. Den Nutzer:innen verspricht sie mehr Unabhängigkeit vom Energiemarkt und negativem Karma.

Im Folgenden erklären wir, warum das so ist und wie sie genau funktioniert. Gemeinsam mit Hrvoje Baric, Leiter Heizung bei der MZ Sanitär + Heizung AG, beleuchten wir Vor- und Nachteile der Erdsondenheizung, klären Sie über anfallende Kosten auf und zeigen, wie Sie vorgehen müssen, wenn Sie sich für eine Erdsonde entschieden haben.

Funktionsweise

Erdsondenheizungen gehören zu den Wärmepumpen und wie alle Wärmepumpen entziehen sie der Umwelt Wärme. Bei der Erdsondenheizung geschieht dies tief im Erdinnern, auf ca. 10 bis gar 250 Meter unter der Erde, wo ganzjährlich stabile Temperaturen herrschen. Dort unten gewinnt eine Erdsonde thermische Energie und leitet diese via einer Wasser-Glykol-Mischung ins Gebäude. Dieser Vorgang bringt ein spezielles Kältemittel in der Wärmepumpe zum Verdampfen. Der dabei entstehende Kältemitteldampf wird anschliessend von der Wärmpumpe verdichtet. Dadurch wird die Temperatur weiter erhöht, die ans Heizsystem des Hauses abgeben werden kann und den Wassererwärmer aufheizt. Und voilà, Sie haben es kuschelig warm!

Der Energieaufwand bei dieser Heizart ist überschaubar: Um die aus dem Erdreich gewonnene Temperatur noch weiter zu erhöhen braucht lediglich der Betrieb der Wärmepumpe Strom. Bei herkömmlichen Elektroheizungen hingegen muss das Wasser vollständig mit Strom erhitzt werden, was weit mehr Energie verbraucht.

Voraussetzungen für den Bau einer Erdsondenheizung

Ob sich eine Erdsondenheizung auch für Sie eignet, hängt von mehreren Faktoren ab.

Werfen Sie zuallererst einen Blick in den Wärmeatlas Ihres Kantons. Dort können Sie Ihre Adresse oder Ihre Grundstück- bzw. Parzellennummer eingeben, um zu erfahren, ob Ihr Grundstück prinzipiell für eine Erdsondenheizung geeignet ist. Den Wärmeatlas finden Sie auf der Webseite Ihres Kantons oder Gemeinde. Hier geht’s beispielsweise zum Wärmeatlas des Kantons Zürich.

Für den Bau einer Erdsonde ist in den meisten Kantonen ausserdem eine Baubewilligung oder Bohrbewilligung nötig. Klären Sie dies auf Ihrer Gemeinde ab. Benötigen Sie eine Baubewilligung, sollten Sie unbedingt vorab mit Ihren Nachbar:innen sprechen. Allfällige nachbarschaftliche Einsprachen können den Prozess verlangsamen. Braucht es hingegen bloss eine Bohrbewilligung, haben Ihre Nachbar:innen kein Mitspracherecht.

Eine weitere Voraussetzung für Ihre Wärmepumpe ist der vorhandene Platz. So darf die Bohrung nicht irgendwo auf Ihrem Grundstück erfolgen. Es gilt einen Mindestabstand von 4m zum Grundstück der Nachbar:innen einzuhalten und 8m zwischen zwei Erdsonden. Zu nah verlegte Erdsonden würden der Erde sonst zu viel Energie entziehen. Ausserdem sollten Sie genügend Platz im Keller für die Technik der Pumpe zur Verfügung haben: Wärmepumpenboiler, Pufferspeicher & Co. können nämlich bis zu 8-10 m² in Anspruch nehmen. Auch die nötigen Maschinen zur Bohrung nehmen vorübergehend viel Platz ein und müssen in Ihren Garten transportiert werden. Ungefähr 15-20 m² freie Fläche für Maschine, Gestänge und Mulde sind dazu nötig. Ist die Zufahrt zum Bohrplatz für Maschinen nicht möglich, können Maschinen auch via Kran an Ort und Stelle transportiert werden. Das kann aber ganz schön auf den Geldbeutel schlagen.

Was zusätzlich teuer werden kann, ist die Bohrtiefe. Diese ist abhängig von der nötigen Energiemenge des Gebäudes. Je tiefer die Erdsonde im Erdinnern liegt, desto grösser ist der Energiegewinn. Unser Experte Hrvoje Baric erklärt hierzu: «Wie tief genau gebohrt werden muss, hängt von der nötigen Energiemenge ab. Bei einem Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Energiebedarf liegen die Erdsonden ca. 180 m tief im Erdinnern.»

Der letzte Faktor, der der Sonde im Weg stehen könnte, ist die Isolation Ihres Hauses. Je schlechter die Wärmedämmung, desto mehr Energie muss die Wärmepumpe erzeugen. Hrvoje Baric informiert: «Gerade für Altbauten mit Heizungen, die eine hohe Vorlauftemperatur für die Heizkörper, d. h. sehr heisses Heizwasser von ca. 55-60 ºC, sind Erdsondenheizungen nicht geeignet. In dem Fall wird zur Erwärmung der aus der Erde gewonnen Energie so viel Strom verbraucht, dass deren Betreibung nicht mehr wirtschaftlich ist.»

Kosten

Die Erdsondenheizung hat der herkömmlichen Öl- oder Gasheizung in Sachen finanzielle Nachhaltigkeit einiges voraus. Ihr Betrieb ist günstig, allerdings sind Investitionen in Anschaffung und Installation eher kostspielig.

Eine grosse Rolle bei den Kosten spielt die Tiefe der Bohrung. Die Daumenregel dabei lautet: je tiefer die Bohrung, desto tiefer das Loch – in ihrem Portemonnaie. Inklusive Genehmigung und Gutachten kostet die Bohrung und Installation ca. CHF 20’000. Hinzu kommen hier noch die reinen Anschaffungskosten. Laut unserem Experten muss man somit bei einer Erdsondenheizung für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit Initialkosten von insgesamt ca. CHF 50’000 und 70’000 rechnen.

Schnäppchenalarm sieht anders aus. Es gibt allerdings kantonale Förderprogramme, die das Loch im Portemonnaie verringern. Je nach Standort erhalten Sie bis zu CHF 20’000 an Fördergeldern. Diese müssen Sie unbedingt vor Start der Bauphase beantragen! Informieren Sie sich also frühzeitig, welche Förderprogramme in Ihrem Wohnkanton möglich sind.

Ist das Loch gebohrt und die Erdsondenheizung eingebaut, fängt das Sparen an. Die einzigen Betriebskosten, die nach der Installation anfallen, sind die Stromkosten der Wärmepumpe. Wie hoch die genau sind, hängt von der Jahresarbeitszahl Ihres ausgewählten Heizungsmodells und dem Energiehaushalt Ihres Eigenheims ab. In der Regel ist die Erdsondenheizungen aber eine der effizientesten Heizungstypen.

Fazit unseres Experten: «Die lange Lebensdauer von Erdsondenheizungen relativieren die hohen Anschaffungskosten. Eine Erdsondenheizung hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 50 - 100 Jahren. Je nach Energieverbrauch haben sich die Anschaffungskosten der Erdsondenheizung nach etwa 15-20 Jahren gegenüber einer Öl- oder Gasheizung amortisiert. Prinzipiell gilt: Je tiefer die Vorlauftemperatur Ihrer Heizung, desto schneller werden die Kosten amortisiert.»

Vor- und Nachteile einer Erdsondenheizung

Hier nochmals alles Wichtige auf einen Blick:

Nachteile

  • Hohe Investitionskosten

  • Installation in bestimmten Fällen nicht möglich. Abhängig von verfügbarem Platz, Abstand zum Nachbargrundstück und Bodenbeschaffenheit.

  • Mehrere Genehmigungen und Bewilligungen verlangt

Vorteile

  • Umweltfreundliche und emissionsarme Heizung

  • Hohe Energieeffizienz

  • Unerschöpfliche Energiequelle

  • Garten kann nach der Bohrung uneingeschränkt bepflanzt oder bebaut werden

  • Niedrige Betriebskosten

  • Keine Lärmemissionen

  • Bezug von Fördergeldern möglich

  • Passive Kühlung möglich. Im Sommer kann man den Spiess umdrehen und die Wärme des Hauses einfach in die Erdsonde abführen. Diese Kühlleistung ist allerdings nicht mit der Leistungsfähigkeit einer Klimaanlage zu vergleichen.

Step by Step zur Erdsondenheizung

Wenn Sie sich für eine Erdsondenheizung entschieden haben, dann folgen Sie ganz einfach diesem Fahrplan. Nächster Halt: Eigene Erdsondenheizung.

  1. Checken Sie den kantonalen Wärmeatlas (auch Erdsondendkarte oder Eignungskarte für Erwärme genannt). Ist eine Erdsondenheizung auf Ihrem Grundstück möglich?

  2. Lassen Sie ggf. ein geologisches Gutachten durch ein Umweltberatungsunternehmen durchführen.

  3. Gehen Sie mit Ihrem oder Ihrer Planer:in und der Heizungsfirma Ihres Vertrauens die Planung an. 

  4. Holen Sie Bau- und Bohrbewilligung bei der Gemeinde ein und vergessen Sie dabei nicht, ihre Nachbar:innen zu informieren! Beachten Sie, dass ein paar Monate verstreichen können, bis diese erteilt wird.

  5. Beantragen Sie Ihre Fördergelder. Das kann viel Papierkram und evtl. auch einige Kosten mit sich ziehen. Unterm Strich lohnt es sich aber immer. Planen Sie also unbedingt genug Zeit für diesen Schritt ein.

  6. Warten Sie die Bestätigung der Baubewilligung und der Genehmigung der Fördergelder ab. Dann sind Sie startklar.

  7. Nach der Inbetriebnahme werden die Fördergelder ausgezahlt.

  8. Lassen Sie Ihre Wärmepumpe einmal im Jahr von eine:r zertifizierte Heizungsbauer:in warten.

Wir sind Liiva. Wir sondieren für Ihre Sonde vor.