Tatort Fenster: Der richtige Einbruchsschutz für Ihre Fenster

Herbst und Winter sind die Lieblingsjahreszeiten der Langfinger mit ihren dünkelhaften Machenschaften und der beliebteste Einstiegsort sind hierbei die Fenster. Wissen Sie, wie es um die Sicherheit Ihrer Fenster steht? Erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag alles, was Sie über die verschiedenen Sicherheitsmassnahmen, Widerstandsklassen und sonstige Anti-Einbruchtipps wissen sollten. 

04.11.20226min6min

Minimalistisch gestaltetes Wohnzimmer mit Einbruchschutzfenster in der Nacht

In unserem letzten Beitrag gings ja ums Ausbrechen - um den kreativen Ausbruch des Dachstockausbauens. In diesem Artikel gehts ums Gegenteil: das Einbrechen. Sicher, Sie fühlen sich sicher. Und womit? Mit Recht! Denn die Schweiz ist einer der sichersten Wohnorte der Welt. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn Vorsicht ist bekannterweise die Mutter der Porzellankiste. Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz nämlich über 24'000 Einbrüche gemeldet. Das bedeutet, dass durchschnittlich alle 20 Minuten irgendwo in unserem Land eingebrochen wurde.

Einbrecher:innen sind wie Strom, sie gehen den Weg des geringsten Widerstands. Deshalb sind Türen und Fenster die ersten Opfer des Durchschnittseinbruchs. Allen voran die sogenannten 30 Sekunden Fenster. Um diese mit Schraubenzieher und Zange auszuhebeln, braucht ein:e mittelmässig talentierte:r Einbrecher:in nämlich sage und schreibe 30 Sekunden. Und jetzt, wo es schon früh am Abend wieder dunkel wird, fängt die Langfinger-Saison wieder an. Denn alle Fenster, die am frühen, aber düsteren Abend nicht hell erleuchtet sind, bedeuten freie Bahn für Herr und Frau Räuber:in. Für Türen sind die Sicherheitsstandards in der Schweiz aber schon ziemlich hoch. Wenn also die Dieb:in nicht mit dem Kopf durch die Wand will, würde sie wohl eines Ihrer Fenster wählen. Doch wie ist es um die Sicherheit Ihrer französischen Balkone und Westfassadenrosetten bestellt? Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, was Sie tun können, um Ihre Fenster sicherheitstechnisch auf Vordermann zu bringen.

Die Grundlage: Baulich mechanische Sicherheitsmassnahmen

Obwohl die Fenster in den meisten Fällen die grössten Sicherheitslücken darstellen, gibt es zusätzliche präventive, wie auch elektronische und organisatorische Mittel, einen Einbruchsversuch zu vereiteln oder gar nicht erst geschehen zu lassen. Aber eins nach dem anderen. Bevor Sie beginnen, Ihr Heim wie wild von oben bis unten mit Schlössern und Riegeln gegen Einbrüche zu optimieren, sollten Sie sich zuerst einige Gedanken darüber machen, was Sie überhaupt vor wem schützen wollen. Geht es darum, Kleinkriminelle mit ihren Brecheisen und Schraubendrehern am Einstieg zu hindern, oder sind es die Glitzersteine, Diademe und Picassos auf ihrem Dachboden, deren Sicherheit Ihnen am Herzen liegt? Aus Filmen kennen wir elektronische Überwachungs- und Warnsysteme. Oft halten die aber Diebe nicht ab, sondern helfen lediglich bei Aufklärungs- und Versicherungsangelegenheiten, wenn der Einbruch bereits passé ist.

Unsere Empfehlung: eine Kombination aus baulich mechanischen, elektronischen und organisatorischen Sicherheitsmittel.

Das wichtigste baulich mechanische Mittel zur Einbruchsicherung ist die Sanierung der Fenster. Das Ersetzen von Fenstern kann sich jedoch als ziemlich aufwändig gestalten und wir empfehlen deshalb den Aufwand zu bündeln und mit anderen baulichen Massnahmen zusammenzulegen. So sind der Bau oder die Sanierung eines Gebäudes die günstigsten Zeitpunkte, um auch Ihre Fenstersicherheit anzupassen.

Tipps:

  • Planen Sie Ihren Neubau nicht, ohne über einen zeitgemässen Einbruchschutz nachzudenken und holen Sie sich beratende Unterstützung von Expert:innen. Das ist effizienter und günstiger als eine nachträgliche Aufrüstung.

  • Bei einer energetischen Sanierung, bei der Sie ohnehin die Fenster austauschen, lohnt es sich, gleich auch in einen modernen Einbruchschutz zu investieren.

Wie bereits angekündigt: Die am häufigsten verwendete Art in ein Haus einzusteigen, ist das Aushebeln der Fenster. Dazu verwenden auch die gewieftesten Einbrecher:innen primitivste Mittel wie Schraubenzieher oder Brechstangen. Die wirksamste Sicherheitsmassnahme dagegen ist die sogenannte Pilzkopfverriegelung.

Infobox Pilzkopfverriegelung

Widerstandsklassen von Fenstern

Der effektivste Ansatz zur Steigerung Ihrer Sicherheit bieten Fenster mit den aktuellsten Sicherheitsstandards. Doch die Vielfalt ist gross. Wo also anfangen? Was ist das richtige Fenster für Sie? Um den Sicherheitsgrad von Fenstern abschätzen zu können, hat man sie in verschiedene Sicherheitsklassen eingeteilt. Unter Fachleuten spricht man von sogenannten Widerstandsklassen, anhand welcher Fenster und Türen unter dem Gesichtspunkt Sicherheit verglichen werden können.

Die Widerstandsklassen bewegen sich zwischen den Abkürzungen RC 1 (Resistance Class 1) und RC 6, wobei 1 das niedrigste und 6 das höchste Mass an Sicherheit bietet. Wichtig dabei ist aber, dass es nicht die eine korrekte Widerstandsklasse gibt. Unterschiedliche Immobilien an unterschiedlichen Standorten müssen andere Sicherheitsanforderungen erfüllen. Zusätzlich können schon innerhalb eines einzelnen Hauses die Anforderungen an den Einbrecher:innenschutz variieren. Generell sind aber für private Haushalte nur die Klassen RC 1 bis RC 3 relevant, da diese bereits ausreichend Schutz bieten.

RC 1 N

  • Was? Fenster der ersten Widerstandsklasse weisen ein Grundmass an Schutzvorrichtungen inklusive Pilzkopfverriegelung auf. Sie schützen so insbesondere vor Vandalismus und Einbruchsversuchen mit körperlicher Gewalt z. B. Treten oder volle Kanne dagegen springen.

  • Wo? RC 1 Fenster sind nur im ersten, oder höhergelegenen Stockwerken empfohlen. Für Fenster im Erdgeschoss oder solche, die Raumhöhe aufweisen, sollten höhere Widerstandsklassen gewählt werden.

RC 2 N, bzw. RC 2

  • Was? Fenster der Klassen RC 2 und RC 2 N sind praktisch weiterentwickelte RC 1 Fenster. Sie bringen dieselben Voraussetzungen mit, sind aber mit zusätzlichen Pilzkopfverriegelungen und -schliesspunkten ausgerüstet. Sie schützen deshalb besser vor Aufbrechen mit einfachen Hebelwerkzeugen wie Schraubenzieher, Brecheisen oder Keilen. RC 2 N sind mit einem weiteren Sicherheitselement - dem Verbundsicherheitsglas - ausgestattet.

  • Wo? Im Erdgeschoss oder sonstigen besonders exponierten Lagenwerden RC 2 oder RC 2 N Fenster empfohlen. Der entstehende Lärm und das erhöhte Verletzungsrisiko beim Einschlagen von Fenstern lassen Einbrecher laut Polizei eher zum Brecheisen greifen. Deshalb sind auch im Erdgeschoss RC 2 N Fenster für Standardhaushalte ausreichend.

RC 3

  • Was? RC 3 Fenster basieren auf den gleichen grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen wie RC2 Fenster, müssen aber in einem "Fünfminuten-Test" mindestens genauso lange Brechstangen und anderem Werkzeug standhalten. Laut Studien sind 5 Minuten nämlich der Schwellenwert, wonach der oder die Durchschschnittseinbrecher:in den Einbruchsversuch aufgibt.

  • Wo? RC 3 Fenster sind die Premium Lösung für besonders Einbruchs-gefährdete Stellen, wie zum Beispiel Hochrisiko-Stadtteile oder Villenviertel.

Einen Schritt weiter: Aufgesetzte Sicherheitslösungen

Wenn Ihnen das jetzt alles noch nicht sicher genug ist, können Sie sich sicher sein, dass Sie unter den sogenannten aufgesetzten Sicherheitslösungen was Passendes für Sie finden. Darunter sind Schutzvorrichtungen zu verstehen, die zusätzlich an Fenster angebracht werden können, um Einbruchrisiken weiter zu minimieren und gegebenenfalls wieder abnehmbar sind. Dazu gehören Schwenkriegel, Fensterstangenschlösser, Fenstergitter, Scharniersicherungen usw.

Die meistverwendeten aufgesetzten Sicherheitslösungen für Fenster sind jedoch Sicherheitsfolien. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Fensterscheibe zu zerbrechlich ist und Sie aber nicht gleich das ganze Fenster ersetzen möchten, dann bieten Ihnen diese Folien den optimalen Mittelweg. Die Folien verwandeln herkömmliches Fensterglas in Sicherheitsglas mit Kratz- und Splitterschutz. Die Scheibe wird im Falle eines Bruches von der Sicherheitsfolie zusammengehalten. Der Nachteil dieser aufgesetzten Sicherheitslösungen versteckt sich im Namen selbst: Der Einbruchschutz ist durch seine aufgesetzte Natur stark sichtbar, was optisch als störend empfunden werden kann.

Sonstige Anti-Einbruchs Tipps: Elektronische & organisatorische Sicherheitsmassnahmen

Zusätzlich zum baulichen Einbruchschutz können Sie durch organisatorische und elektronische Schutzmassnahmen Ihre Sicherheit um weitere Stufen erhöhen. Unter organisatorischen Massnahmen verstehen wir Vorkehrungen, die Sie als Eigentümer oder Mieter in Ihren Alltag integrieren, um mehr Wohnsicherheit zu gewährleisten. Dazu gehören:

  • Schliessen Sie vor dem Verlassen des Hauses alle offenen, wie auch gekippten Fenster.

    Obacht! Versicherungstechnisch gelten gekippte Fenster auch als offene Fenster! Man muss kein Magier sein, um ein gekipptes in ein offenes Fenster zu verwandeln.

  • Minimieren Sie direkte Einblickmöglichkeiten in ihr trautes Heim. Einerseits kann so die Verlockung gedrosselt werden und andererseits können sich Einbrecher:innen auch nicht sicher sein, ob jemand anwesend ist.

Zu den elektronischen Massnahmen gehören unter anderem die klassische Alarmanlage, Videoüberwachung, aber auch neuere elektronische Sicherheitsmassnahmen wie die Sicherung via Fingerprint oder Handvenenscans. Moderne Smart Homes bieten überdies eine per Handy steuerbare Zentralverriegelung und integrierte Überwachungssysteme.

Wir sind Liiva. Die Mutter Ihrer Porzellankiste.